Blick in die Ausstellung von Jonas Maas im Automat Artspace, Saarbrücken
Blick in die Ausstellung von Jonas Maas im Automat Artspace, Saarbrücken
22. August 2024

Entgrenzte Farbe im Raum

Der Automat Artspace zeigt einen Überblick über das Werk des Düsseldorfer Künstlers Jonas Maas

Jonas Maas dürfte kunstinteressierten Menschen in der Region vielleicht ein Begriff sein, denn er nahm 2021 für Trier am Robert-Schuman-Preis teil. Der Künstler wurde 1985 in der Stadt an der Mosel geboren, studierte in Mainz und schließlich bei Tomma Abts an der Kunstakademie Düsseldorf. Während der Ausstellung für den Kunstpreis in der Stadtgalerie entdeckte ihn auch Timo Poeppel und blieb mit ihm in Kontakt. Da war Maas allerdings schon kein Unbekannter mehr. Die renommierte Kölner Galerie Philipp von Rosen hatte ihn unter ihre Fittiche genommen und zeigt seit 2013 regelmäßig Ausstellungen des in Düsseldorf lebenden Künstlers. Im „Automat“ sind nun sechs teilweise großformatige Arbeiten aus den Jahren 2015 bis 2024 zu sehen.

Maas‘ Werk ist komplex und entzieht sich dem schnellen Erfassen. Auf vielfältige Art und Weise experimentiert der Künstler mit Wechselbeziehungen von Farben über Kontrast, Form und Rhythmik. Der Farbe fehlt jedes Narrativ, der Künstler setzt vor allem auf relationale Farbformationen und -systeme.

So setzt Maas in einer Arbeit an der hinteren Wand Rastergefüge in kaum wahrnehmbar unterschiedlichen Rot-Schwarztönen übereinander. Mit dem Versatz entsteht ein Flirren. Den Eindruck gewinnt man auch in einem kleinen Raum, den Kurator Poeppel von seinem Lager abgezweigt hat. In klaustrophobischer Enge steht man in einem sehr schmalen und hohen Raum. An einer schwarzen Wand haben Kurator und Künstler 45 bemalte MDF-Platten in strengem Raster gehängt. Auf den Holzplatten sind nicht mehr als gelb-schwarze Steifen in repetitiver Reihung zu sehen. Die Platten sind optisch zweigeteilt, die Muster variieren, manchmal sind die Streifen leicht geneigt. Das Auge kann nicht flüchten und ist dem harten, flirrenden Farbspiel so sehr ausgesetzt, dass es nach wenigen Minuten wirklich anstrengend wird.

Zugleich hinterfragt Maas unser stereotypes Verständnis eines Kunstwerks. Immer wieder sprengt Maas den traditionellen Bildgrund, etwa wenn er in einer Assemblage das Geviert des Bildes entgrenzt und auf winklige Elemente reduziert, die von Tornetzen wie Schnüre die scheinbar auseinanderstrebenden Teile zusammenhalten. Die Wand dahinter, das Spiel von Licht und Schatten und flächige Bildteile außerhalb des vermeintlichen Rahmens werden integraler Bildbestandteil. Von unserem Bildverständnis bleibt nur die Hängung an die Wand.

In einer anderen Arbeit sprengt er den rechteckigen Malgrund mit einem orangenen Holzgitter, das er hinter die Bildfläche setzt. Im Bild ein zylinderförmiges Objekt in Gelbgold, das von einem aufgerissenen Raster überlagert wird. Oder ist es umgekehrt? Rote Akzente an den Kanten des Farbrasters spiegeln Dreidimensionalität vor, die bei genauerem Sehen aber immer wieder auch vorhanden ist, denn der Künstler schichtet Material und Flächen.

Maas‘ Arbeiten leben von ihrer Vielfalt. Auch wenn er die immer selben Fragen stellt, wird es nie langweilig, weil der Künstler mit Form und Farbe endlos zu spielen vermag. Er  treibt Spielchen mit uns und unseren Sehgewohnheiten, zwingt zum genauen Hinschauen, um seine kluge Inszenierung hinterfragen zu können.

Jonas Maas: Kante Kanon, bis 8. September 2024, Automat, Saarbrücken

Öffnungszeiten: täglich von 16 bis 19 Uhr, montags geschlossen

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

NACH OBEN