15. November 2023

Was bleibt?

Das war sie nun, die SaarART 2023. Was wird bleiben und wie wird sich das Format weiterentwickeln?

Nun ist die SaarART 2023 Geschichte. Mein Eindruck: Es war ein fröhliches Kunstfest. Rund 17.000 Menschen haben die SaarART besucht und damit deutlich weniger als 2013 und 2017 als über 30.000 kamen. Die Völklinger Hütte und die Außenstelle an der Goldenen Bremm führten keine Besucherzählungen durch, doch weit mehr als 20.000 Besucher*innen waren es wohl nicht. Das dürfte viele Gründe haben, vor allem aber scheint das veränderte Publikumsverhalten eine Rolle zu spielen. Beinahe alle Kulturinstitutionen klagen seit Corona über Besucherschwund. Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen das eigene Zuhause als wohligen Rückzugsort entdeckt, aber auch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise lassen das Geld nicht mehr ganz so locker im Geldbeutel sitzen. Zumindest Letzteres dürfte bei der SaarART aber keine große Rolle spielen, denn alle Ausstellungen waren kostenlos. 

Diejenigen, die kamen, waren meist begeistert, mochten das Konzept und die Ausstellungsorte, vor allem aber die Kunst. Viele waren vom Gebotenen begeistert und man muss wieder einmal feststellen, dass sich die saarländische Kunst nicht verstecken muss. Das ist vielleicht eine der größten Lehren aus der diesjährigen SaarART. Qualitativ können die saarländischen Künstlerinnen und Künstler mit den Luxemburgern und Franzosen locker mithalten, sie übertrumpfen diese sogar locker. 

Immer wieder kam Festivalstimmung auf, etwa bei den rammelvollen Vernissagen, beim Tag der Kunst oder dem Museumsfest, das wunderbar vom Festival „encore!“ begleitet wurde. Und es war schön, immer wieder zu sehen, wie sehr sich die Künstler*innen gefreut haben, dabei zu sein.

Ist Jahns Konzept aufgegangen? Größtenteils ja. Es war schön, den luxemburgischen und französischen Künstler*innen zu begegnen, da hat einigen Austausch gegeben, den ich vorher so nicht erlebt habe – auch nicht beim Robert-Schuman-Preis. Die saarländische Kulturministerin täte gut daran, das Konzept der SaarART im Dreiländereck weiterzuverfolgen und gemeinsam mit ihren Kolleg*innen aus Paris und Luxemburg eine Triennale der Kunst in der Großregion auszurufen.  Es wäre alle drei Jahre ein großes Kunstfest in den Ausstellungsorten der Großregion. Die Vorstellung ist ein Traum.

In Erfüllung wird er wohl nicht gehen. Wie man hört, ist das Interesse bei der Landesregierung nicht groß, es wäre viel Arbeit eine solche Kooperation anzuleiern, da im zentralistisch regierten Frankreich alles über Paris laufen müsste. Man müsste also jetzt die Planungen für die nächste SaarART starten. Nach der SaarART ist eben immer auch vor der SaarART.

Nicht wenige werfen Jahn vor, sie interessiere sich als Leiterin des Saarlandmuseums zu wenig für die Kunst des Saarlandes, es war aber gerade die fehlende Verankerung in der zeitgenössischen Kunstszene, die ein Vorteil war. Selten war so viel Platz zum Schauen, weil Jahn sich im Konzept nicht beirren ließ und „nur“ gut 60 Künstler*innen zeigte. In den letzten Jahren war es schon mal so, das zu nachtschlafender Zeit bei Kurator*innen der Landeskunstausstellung angerufen wurde, um sich einen Platz zu „erbetteln“. Nicht selten war die SaarART in den letzten Ausgaben überfüllt. Und trotzdem ist es schade, dass große Künstler*innen wie Lukas Kramer, Sigurd Rompza, Dirk Rausch, Armin Rohr, Volkert Lehnert oder Juliana Hümpfner fehlten. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt derjenigen, die ich vermisst habe.

Das sorgte aber auch für Platz und einige Überraschungen. Wunderbar etwa die Installation aus Ballettschuhen von Kathrin Hasser, spannend die Arbeiten aus Nylonstrümpfen von Karin Magar. Es war großartig, Julia Baur und dem Duo Bettina van Haaren und Wolfgang Folmer bei ihren wandfüllenden Zeichnungen zuschauen zu dürfen und wunderbar Christiane Dessecker näher kennenzulernen. Ich werde nie vergessen, wie ich mit Paulette Penje auf dem Dach des Erweiterungsbaus stand und ihr bei ihrer Videoperformance zuschauen durfte. Und mehr als einmal war ich an der Goldenen Bremm, um mir die Arbeiten dort anzuschauen, weil ich vom Ort und den Künstler*innen begeistert war. Es hat großen Spaß gemacht, dieses Blog zu füllen und mich ohne Zeitdruck auf Künstler*innen und Werk einzulassen. 

Natürlich gab es auch ein paar Enttäuschungen. Für mich waren das vor allem Gregor Hildebrandt, der noch im Winter bei seiner Einzelausstellung in Prag groß aufgetrumpft hatte. Die Qualität der bei der SaarART gezeigten Arbeiten war bei Weitem nicht so aufregend und ließ eher kalt. Sehr schade! Auch von François Martigs Arbeit war ich nicht so begeistert, gerade weil ich weiß, wie gut seine Werke sonst sind. Das gezeigte Video war zu sehr Dokumentation und zu wenig Kunst. 

Die nächste Kuratorin oder der nächste Kurator wird es nicht leicht haben. Das Format ist in die Jahre gekommen. Es müssen Ideen her, wie es weitergehen soll. Sollte noch mal ein*e Kurator*in von außerhalb des Saarlandes einsteigen? Lieber eine Jury, die aus Bewerbungen auswählt oder wieder Einladungen? Mehr oder weniger Künstler*innen und Ausstellungsorte? Das Format ist grandios, es wäre schade, es sterben zu lassen. Darum: Es ist an der zeit, dass sich die Protagonist*innen der saarländischen Kunstszene mit den Institutionen und der Politik zusammensetzen und die Rahmenbedingungen für die nächste SaarART gemeinsam setzen.

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