Andrea Jahn, Foto: Iris Maurer, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
Andrea Jahn, Foto: Iris Maurer, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
7. Juni 2022

„Wir müssen uns nicht verstecken“

Andrea Jahn hat große Pläne für die SaarArt und verteidigt ihr Konzept gegen Kritik.

Im nächsten Jahr ist es wieder so weit. Nachdem die Landeskunstausstellung aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben werden musste, wird 2023 wieder eine SaarART stattfinden, um das aktuelle Kunstgeschehen zu präsentieren. Die Vorsitzende der Stiftung saarländischer Kulturbesitz Dr. Andrea Jahn wird die Ausstellung kuratieren und möchte bei der zwölften Ausgabe einiges anders machen. Unter dem Titel „Au Rendez-vous des Amis“ soll erstmals nicht nur das Saarland, sondern die gesamte Saar-Lor-Lux-Region einbezogen werden: „Wenn wir die Großregion und deren Anspruch zum Austausch ernst nehmen, dann müssen wir das auch kulturell einlösen,“ so Jahn.

Auch das Auswahlverfahren verändert die Kuratorin. Wurden die teilnehmenden Künstler:innen bisher von der Kuratorin ausgewählt, müssen sich diese nun bewerben und eine Jury entscheidet über die Teilnahme. Neben Jahn gehören zu dieser auch Kevin Muhlen, Direktor des Casino Luxembourg, und Nathalie Filser, die Direktorin der Metzer Kunsthochschule. Jahn schätzt die beiden: „Ich weiß, dass sie einen guten Überblick über das Kunstschaffen in ihren Ländern haben und sehr offen sind, wenn es um neue künstlerische Ideen geht und die Frage, wie ein zeitgemäßes kuratorisches Konzept für ein solches Ausstellungsformat aussehen kann.“ 

Für Jahn ist die Grenzregion ein Alleinstellungsmerkmal, das unser Lebensgefühl prägt. Die anstehende Landeskunstausstellung sei eine Chance, das Format neu in diese Richtung zu denken und Impulse zu setzen. Für Jahn steht fest: „Bisher fehlt die überregionale Ausstrahlung. Wir schmoren im eigenen Saft.“ Niemand in Frankfurt oder Stuttgart sei an der Landeskunstausstellung interessiert, aber das müsse der Anspruch sein, so Jahn. Die Kuratorin ist überzeugt: „Wir müssen uns nicht verstecken. Es ist eine Chance für das kleine Saarland im Zusammenschluss mit der Grenzregion als ein besonderes Bundesland mit großem kreativem Potenzial wahrgenommen zu werden.“

Der Schritt zur grenzüberschreitenden Ausstellung löste in der saarländischen Künstlerschaft scharfe Kritik aus. Die Berufsverbände sehen das Bewerberverfahren kritisch und befürchten, es sei zu wenig Kunst aus dem Saarland zu sehen. Eine Landeskunstausstellung werde mit Landesmitteln finanziert und müsse daher auch Kunst aus dem Land zeigen. Die Themenwahl sei mit „Identität“, „Isolation“, „Schönheit“ und „Vergänglichkeit“ zu eng gefasst, um das Kunstgeschehen der Region vollständig zu erfassen. Es wird befürchtet, dass sich viele Kunstschaffende nicht bewerben, weil sie sich keinem Thema zuordnen wollen oder können. 

Jahn steht zu ihrer Idee: „Ich möchte die Künstler:innen dazu auffordern, sich dem Wettbewerb zu stellen. Wir dürfen nicht auf der Stelle treten und machen, was wir schon immer gemacht haben.“ Die Leiterin des Saarlandmuseums ist aber kompromissbereit: „Das Verfahren ist nicht in Stein gemeißelt. Es kann durchaus sein, dass wir an Künstler:innen herantreten und sie einladen.“

Auch für die Themenwahl nennt Jahn Argumente: „Ich möchte eine thematische Ausstellung machen, um zu zeigen, dass sich Kunst den aktuellen Veränderungen stellt und sich mit dem auseinandersetzt, was uns aktuell umtreibt. Die Themenvorschläge greifen Tendenzen auf, die in der Gesellschaft eine Rolle spielen. Eine solche Ausstellung sollte das abbilden.“

Jahn ist überzeugt, dass es nicht darum gehen könne, alle ins Rennen zu schicken, sondern diejenigen, die jetzt etwas zu sagen hätten: „Es ist nicht schlimm, wenn nicht immer jeder dabei ist. Bisher war die Persönlichkeit oft wichtiger als das Werk, nun sollen die Werke eine Hauptrolle spielen.“

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