Länger schon und wohl vor allem der Coronapandemie geschuldet, gab es keine große Einzelausstellung von Magdalena Grandmontagne mehr in der Region, umso schöner ist es nun, in der Galerie Puzić einem großen Konvolut von Arbeiten zu begegnen, das einen Überblick über ihr Schaffen der letzten Jahre zeigt.
Die in Frankreich lebende Künstlerin ist eine Meisterin der Grafik, es gibt nur wenige Künstlerinnen oder Künstler, die derart gekonnt mit und in dem Material zeichnen, wie sie es tut. Seit ihr Mann sie 2015 fragte, ob sie mit dem bei seinem Imker-Hobby anfallenden Bienenwachs etwas anfangen könne, widmet sie sich nun ganz der „Enkaustik“ genannten Technik, bei der mit hochwertigen Wachsen „gemalt“ wird. Allerdings hat die Künstlerin auch hier eine eigene Methodik entwickelt. Das Material ist nicht bloßes Malmittel, es wird auf Holz oder Leinwand in vielen Schichten aufgetragen, die Künstlerin bearbeitet diese fast bildhauerisch und lässt Farbpigmente, Tusche oder Pflanzenteile in die Wachschichten ein.
Grandmontagne schafft es, dem Wachs höchst differente Oberflächen zu geben. Mal sind es Reliefs, die als Raumobjekte aufgebrochen scheinen, dann wieder glatte Oberflächen, die mal glänzen und dann wieder matt sind. Manchmal sind sie weitgehend opak, dann wieder transluzent und die unteren Schichten scheinen durch. Scheinbar beliebig formt die Künstlerin das Material. Manchmal sind die einzelnen Schichten erkennbar, dann wieder erscheinen sie als kompakte Objekte scheinbar vor der Wand schwebend.
Die in Saarlouis 1950 geborene Künstlerin arbeitet überwiegend in Serien. Die Reihe „couleur à nu“ vereint zart-farbige Abstraktionen, die ganz auf das Zusammenspiel von Farbe und Material setzen. Sie setzt Farbschichten auf den Malgrund und überzieht diese dann mit mehreren Schichten Wachs. Man kann nur erahnen, welche Farbwerte sie angelegt hat, denn das Wachs mildert die Farbsättigung stark ab. Ähnlich zart ist die „Sfumato“-Reihe. Die Technik des Sfumato ist schon für sich genommen sehr schwierig, da man nur mit malerischen Mitteln leicht unscharfe und weiche Formen entstehen lässt. Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ ist so gemalt. Bei Grandmontange entstehen gehauchte Farblandschaften. Dynamischer und gestischer sind die „tracé à chaud“, die „heißen Spuren“.
Im Gegensatz dazu stehen die reliefartigen Arbeiten, in denen die Künstlerin mit dem Material spielt, es aufträgt, ausstreicht, aushöhlt, tropft und aufreißt. Oberfläche und Hintergrund sind in verschiedenen Farben gehalten, was den Eindruck verstärkt, man habe es hier mit einer verletzten Oberfläche zu tun, die organisch gewachsen ist.
Galerist Esad Puzić stellt den enkaustischen Werken aktuelle Zeichnungen von Sidonie Bilger gegenüber. Die junge Französin war in diesem Jahr Gastkünstlerin im KuBa und sorgte dort mit ihren gegenständlichen und stark dynamischen Kohle- und Pastellzeichnungen für Furore. In der Galerie zeigt sie grandiose neue Zeichnungen und setzt einen bemerkenswerten Kontrapunkt zu den Arbeiten Grandmontagnes.
„Magdalena Granmontagne: Wachs in meinen Händen“, mit Gastkünstlerin Sidonie Bilger, Galerie Puzić, Saarbrücken, bis 6. Januar 204. Zur Finissage erscheint ein Katalog