Blick in die Ausstellung, Foto: Bülent Gündüz
Blick in die Ausstellung, Foto: Bülent Gündüz
30. November 2022

Kunst aus Licht

Es weihnachtet im Saarländischen Künstlerhaus. Warmes Licht zaubert eine gemütliche Atmosphäre und Geschenkekauf ist auch möglich.

„Licht“ nennt das Saarländische Künstlerhaus etwas schnöde die aktuelle Ausstellung in seiner Galerie. Drei Künstlerinnen hat das Haus eingeladen, die sich mit Licht als künstlerischem Medium beschäftigen und an den Grenzen von Kunst und Design arbeiten. 

Den ersten Raum hat Anke Neumann ganz für sich. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ist ein von ihr selbst entwickeltes Material: Lichtpapier. Neumann entdeckte ihre Liebe für das Material an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und begann schon im Rahmen ihrer Diplomarbeit damit, Leuchtmittel in Papier einzuarbeiten. Sie schöpft das Papier selbst und arbeitet feine Lichtfasern mit LED-Technik in das Material ein. Licht und Papier gehen eine Symbiose ein und die Objekte wirken fast wie Zeichnungen im Raum. 

Dazu passen die Lichtobjekte der Berlinerin Setbyol Oh, die ebenfalls aus einem Materialmix aus Papier und Licht bestehen. Bei einem winterlich-tristen Sylt-Aufenthalt entstand der Wunsch nach einem angenehmen Licht. Sie entschloss sich mit noch vorhandenem koreanischem Hanji-Papier zu arbeiten, das aus den Fasern von Maulbeerbäumen gefertigt wird. Inspiration für die ersten Objekte waren Lampions, mit denen koreanische Buddhisten den Geburtstag Buddhas feierten. In einem meditativen Prozess formte sie aus Papierfetzen kleine Blättchen. Diese klebte sie auf unterschiedlich geformte Korpusse. So entstehen organisch geformte Objekte, die wie aus Federn, Schuppen oder Blütenblättern geformt aussehen. Und die lassen sich mit ihrem warmen Licht durchaus auch als Lampen nutzen.

Dritte im Bunde ist Claudia Biehne. Auch die Leipzigerin arbeitet mit Lichtobjekten, ihr bevorzugtes Material ist weißes Porzellan. Auf den ersten Blick erkennt man das bei viele Objekten nicht, denn sie wirken wie geknülltes Papier und passen damit wunderbar zu den Werken der beiden anderen Künstlerinnen. Biehne arbeitet häufig mit der Lithophanie. Seinen Höhepunkt erlebte das Verfahren im 19. Jahrhundert in europäischen Porzellanmanufakturen. Dabei wurde ein Bildmotiv in Wachs übertragen und in Porzellan eingearbeitet. Bei dem Brennvorgang wurde das Wachs verbrannt und es blieb ein transluzentes Relief. Biehne sammelt, presst und trocknet Pflanzenmaterialien und arbeitet diese in die Keramikmasse ein. Beim Brennvorgang lösen sich die Pflanzenteile in Rauch auf und hinterlassen ihre Spuren in dem dünnen Porzellan. Feine Faltenwürfe und Ausfransungen vermitteln zusätzlich den Eindruck eines formbaren Materials. 

Im Studio des Künstlerhauses präsentiert der saarländische Landesverband des Bundes Bildender Künstler einen Weihnachtsmarkt. Die meisten Preise bewegen sich zwischen 100 und 250 Euro und sind damit auch für den schmaleren Geldbeutel erschwinglich. Dafür bekommt man schon ein wunderbares Seestück von Julia Baur oder eine kolorierte Fotografie von Albert Herbig. Wunderbar auch die winterliche anmutende Arbeit auf Papier von Karin Domanowsky, Ursula Bauers „Über Tage III“ aus dem Jahr 2002 oder Vera Loos‘ kleines Gemälde ohne Titel, das in kräftigen Farben einen Mann in einer Landschaft zeigt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, denn auch wenn man nichts kaufen möchte, bekommt man hier einen recht guten Überblick über die Arbeit der BBK-Kunstschaffenden. Manche:r wird hier aber auch ein Weihnachtsgeschenk finden.

Das Studio Blau im Keller bespielt Veronika Weingärtner aus Mainz. Ihre Videoarbeiten zeigen meist Ausschnitte aus Alltagssituationen, in denen die Künstlerin Außergewöhnliches aufgezeichnet: Spiegelungen, optische Täuschungen und Lichtbrechungen sind häufige Elemente in ihren Arbeiten. In „this way“ bilden prismatische Lichtbrechungen einen flackernden Pfeil auf dem hölzernen Untergrund. In „last dance“ beobachtet Weingärtner eine tote Echse, die von Ameisen getragen wird. In unaufhörlichen kreisenden Bewegungen tragen die Ameisen den toten Körper mit sich.Weingärtners Stärke liegt in ihrer Beobachtungsgabe und der geschärften Wahrnehmung für ihre Umgebung. Die Werke fordern zum Schauen heraus, um die Besonderheiten dieser Welt, die so oft klein und im Verborgenen scheinen, wieder wahrzunehmen.

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