Farbfeldmalerei ist langweilig. Könnte man meinen. Seit ihrer Entstehung in den 1950er Jahren durch die zweite Generation der Abstrakten Expressionisten haben sich Generationen von Malern an der Farbe abgearbeitet. Der Heidelberger Künstler Arvid Boecker beweist in der Galerie des KuBa allerdings, wie spannend das immer noch sein kann.
Malte Boecker anfangs noch großformatige Gemälde mit abwechslungsreichen Feldern, gliederte er seine Arbeiten in den späten 2000er Jahren zunehmend in vertikale Farbbahnen. Derzeit malt er nur noch im Format 50 × 40 Zentimeter und legt zwei gleich breite Felder nebeneinander.
Die senkrechte Anordnung tilgt jede einfache Möglichkeit zur Assoziation. Horizontale Farbebenen werden schnell als Landschaften missdeutet, das ist so unmöglich. Es bleibt nichts als reine Farbe. So entstehen im doppelten Sinne vielschichtige Bildräume, die nicht selten Tiefe vortäuschen. Langeweile kommt dabei nicht auf. Der Künstler tastet sich mit beharrlicher Konsequenz vorwärts in den Möglichkeiten der Malerei und erzeugt eine immer breitere Varianz, in der es keinerlei Redundanz zu geben scheint.
Boecker, der in Saarbrücken freie Kunst studierte, gibt den Arbeiten keine Titel, sondern nummeriert diese nur durch. Auch das verhindert jeden Hinweis auf den Bildinhalt. Die Ölgemälde enthalten sich jedes Narrativs, denn sie erzählen keine Geschichten und bilden nichts ab. So muss jeder Betrachter selbst entscheiden, ob er etwas Figuratives zu erkennen glaubt. Am ehesten erinnern viele Werke an Stimmungen aus Licht und Farbe: an den letzten Strandurlaub am Mittelmeer, den Abend in der Stadt oder den Morgennebel beim Spaziergang im Wald. Ein fast schon impressionistischer Ansatz. So wird jeder Spaziergang durch die Ausstellung zur Reise durch eigene Welten.
Der Maler arbeitet meist in kleinen Serien. Häufig verbindet ein Grundton die Reihe, doch dann beginnt die Variation. Er variiert die Farbtöne, Anzahl und Rhythmus der Schichten, Kontraste und Binnenstrukturen. Manche Bilder leuchten geheimnisvoll. Einige zeigen deutlich einen malerischen Duktus, bei anderen erkennt man die Spuren der Rakel, welche die Farbe vom Bild gezogen haben.
Manchmal ist die Farbe flächig aufgetragen, dann nur partiell, ein anders Mal scheint die Farbe abgeplatzt zu sein und tiefere Schichten freizulegen, dann wieder ist sie auch dünn wie eine Lasur und transluzid oder dick und schrundig. Einige Bilder sind hochdynamisch und bewegt, in anderen scheint die Farbe sanft wie ein Nebel zu wabern.
„Arvid Boecker: Still diggin in the mud“, Kulturzentrum am Eurobahnhof, Saarbrücken, bis 8. August 2021